In Aufräum-Methoden, Ordnung im Kopf

„Warum sind die Menschen mit ADHS so unterschiedlich?“ habe ich mich gefragt. „Und wie klappt Aufräumen mit ADHS?“  Ich bin Ordnungsexpertin Fe Rodekohr aus Berlin und dies sind meine Erfahrungen dazu:

 

Was ist eigentlich ADHS?

„Hier sieht es ganz schlimm aus, ich kann nämlich mit ADHS nur schwer aufräumen.“

Solche und ähnliche Sätze höre ich immer wieder von meiner Kundschaft. ADHS – das weiß ich – bedeutet Aufmerksamkeits-Defizit UND Hyperaktivitäts-Störung. Aha! Die Personen mit ADHS sind also hyperaktiv! Warum, könnte man sich jetzt fragen, räumen sie denn nicht jeden Tag ein wenig auf? Das käme doch ihrem Handlungs- und Bewegungsdrang entgegen?

Außerdem kommen mir die Erwachsenen mit ADHS gar nicht hyperaktiv vor! Ganz im Gegensatz zu den Schulkindern mit ADHS, die aufgrund ihrer Zappeligkeit mit Medikamenten behandelt werden.

 

Lange habe ich das Krankheitsbild ADHS nicht verstanden

Wenn ich dann bei meiner Kundschaft anfange, aufzuräumen, machen einige von ihnen sofort begeistert mit: „Mit Ihnen macht es richtig Spaß, aber allein verheddere ich mich total…“

Andererseits haben Bekannte von mir mit ADHS überhaupt keine Probleme beim Aufräumen. Stattdessen können sie sich beim Arbeiten am Computer kaum konzentrieren.

Ein Kunde von mir mit ADHS sitzt ruhig auf dem Sofa, schaut mir tiefenentspannt zu und erzählt mir etwas. Wie kommt das … er ist doch hyperaktiv?

Eine Freundin hingegen hat ADS, (ohne H) wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, ist sie total erschöpft, legt sich aufs Sofa und ist nicht mehr in der Lage aufzuräumen. Das verstehe ich gut, sie ist ja nicht hyperaktiv.

 

So unterschiedliche Verhaltensweisen und doch die gleiche Diagnose?

Lange war mir das Krankheitsbild ADHS deshalb völlig schleierhaft.

Ich fing also an, mich zu informieren.

 

Wieso verhindert die Erkrankung mit ADHS das Aufräumen der Wohnung?

Die fehlende Aufmerksamkeit kann z.B. dazu führen, dass man sich beim Aufräumen völlig verheddert und am Schluss statt Ordnung Chaos entsteht.

So will meine Kundin z.B. nur ihr Teeregal sortieren, dabei entdeckt sie eine Keksschachtel. „Oh, die gehört hier gar nicht hin“ – also bringt sie diese zum Süßigkeiten Fach. „Oh Gott wie sieht es denn hier aus!“ Sie fängt an, das Fach auszuräumen. Dabei fällt ihr auf, dass sie eigentlich viel zu viele Süßigkeiten für das kleine Fach hat. „Das Nudel Fach da unten im Schrank ist viel größer, das räume ich jetzt leer für die Süßigkeiten.“ Und so kommt sie vom Hölzchen aufs Stöckchen und kein einziges Projekt wird fertig. Stattdessen versinkt die Küche im Chaos.

Bei anderen hingegen sorgt das ADHS-Syndrom zur totalen Fokussierung. So, dass das Aufräumen des Tee-Regals ganz stringent durchgezogen wird – ohne sich durch irgendetwas ablenken zu lassen. Das erfordert aber wiederum so viel Energie, dass mehr als ein klitze-kleines Projekt nicht möglich ist und alles andere liegen bleibt.

Wieder andere haben eine so starke Unruhe im Kopf, dass es Ihnen sehr schwer fällt, bei einem Gedanken zu bleiben. So kommt es, dass sie Dinge zwar ordentlich wegräumen können, aber später nicht wiederfinden. Mit dem Ergebnis, dass alle Regale und Schränke immer wieder durchsucht und verwüstet werden.

Oft haben gerade diese Menschen im Laufe der Jahre gelernt, dass körperliche Ruhe die geistige Unruhe unterstützen kann, so sitzen sie dann (nach außen völlig gelassen) auf dem Sofa und schauen mir zu.

 

Zum Glück können wir Ordnungscoaches bei ADHS unterstützend tätig sein

Gegen das Verlegen der Gegenstände hilft z.B. eine gute übersichtliche Beschriftung. Oder, wir erarbeiten für alle Gegenstände feste Ablageorte.  So, dass man sie mit etwas logischem Denken wiederfindet. Z.B. „Wo kann ich die Muscheln aus dem Urlaub hinlegen?“ –> „Wie wäre es, sie dekorativ in das Regal mit den Reiseführern zu legen?“

Um nicht von einem Projekt ins nächste zu taumeln, müssen wir beim Aufräumen den Weg vorgeben. Beim Tee-Regal z.B. lege ich die Keksschachtel zur Seite und hole sie erst wieder, wenn das Teeregal fertig ist.

 

Es gibt Lösungen, die funktionieren

Je nach Ausprägung des ADS / ADHS helfen unterschiedliche Aufräum-Methoden. Manchmal stelle ich fest, dass eine Lösung, die bei einem Kunden Wunder gewirkt hat, bei einem anderen gar nicht hilft. Vor kurzem meinte jemand zu mir: „Ich lese diese blöden Beschriftungen gar nicht.“ Wir haben daraufhin glitzernde Sticker besorgt und kleine Abbildungen darauf gezeichnet ;-).

 

Wer noch mehr über ADHS und die Hintergründe erfahren möchte, kann noch den Blog-Artikel meiner Kollegin Unmani Kuchinski aus Köln durchlesen:“ADHS bei Erwachsenen„. Vielleicht interessiert dich auch noch dieser Artikel, der dich möglicherweise im Thema anspricht: Ich kaufe so viel. Ist das schon Kaufsucht?

 

Hast du dich in meinen Beispielen wiedererkannt? Würde dir das Aufräumen leichter fallen, wenn dir jemand hilft? Dann schau doch mal, ob jemand von Ordnungsservice.com in deiner Nähe wohnt.

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