In Allgemein, Ordnung im Kopf

Ich habe lange Zeit gar nicht verstanden, wenn meine Kunden lauter nicht ausgepackte Einkäufe in der Wohnung hatten … bis es mir selber passierte. Ich bin Fe Rodekohr aus Berlin. Als Ordnungsexpertin muss ich mich da selber fragen:  Ich kaufe zu viel, also bin ich etwa kaufsüchtig? Wo fängt die denn an, die Kaufsucht?

 

Ein ganzes Zimmer voller Einkäufe

Immer wieder stoße ich bei meinen Kunden auf Tüten mit Einkäufen, die noch original verpackt sind. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es sich nicht etwa um Geschenke handelt, sondern um Einkäufe, die, nachdem sie gekauft wurden, durch die Stadt getragen und in die Wohnung geschleppt wurden, einfach nicht mehr beachtet werden.

Wie kommt das?

Häufig handelt es sich nicht nur um eine Tüte, sondern um viele … oder sogar um ein Zimmer voll mit nicht ausgepackten Einkäufen!

Lange Zeit hatte ich dafür überhaupt kein Verständnis. Das kostet doch eine Menge Geld, Kraft, Zeit und Platz in der Wohnung – warum macht man so etwas?

 

Auch unsere Küche wurde immer voller 

Letztes Jahr stellte sich heraus, dass ich eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit habe.

Von heute auf morgen konnte ich 90 % der Dinge, die im normalen Supermarkt verkauft werden, nicht mehr essen. Konnte ich mir jetzt gar keine Fertigprodukte mehr kaufen?

Nach einer kurzen Frustrationsphase fing ich an, die Lebensmittel, die ich gut vertragen konnte, einfach so zu kaufen. Ich kaufte sie, schleppte sie durch die Stadt und verstaute die Einkäufe an irgendeinen freien Platz in unserer Küche. Meistens vergaß ich sie dann.

Unsere Küche wurde immer voller. Trotzdem schleppte ich weiterhin neue Lebensmittel an. Was war mit mir geschehen? War ich jetzt auf einmal kaufsüchtig? Und wenn ja, wie konnte mir das denn passieren?

 

Das beruhigende Gefühl beim Einkaufen

Mir wurde jetzt klar, dass meine Kunden mit den vielen nicht ausgepackten Einkäufen ebenfalls Einschränkungen in ihrem Leben erlebt hatten. Oder sie befürchteten zu recht, dass bald Einschränkungen eintreten könnten (z.B. ein unsicherer Job, eine chronische Krankheit u.ä.).

Sie hatten ähnlich wie ich reagiert, nämlich alles gekauft, was sie sich eventuell bald nicht mehr leisten können.

Andere legten sich riesige Vorräte von Artikeln an, die bald aus dem Sortiment entfernt würden. Genau wie ich vergaßen sie die Einkäufe, sobald sie in der Wohnung waren. Aber beim Kaufen war es doch solch ein beruhigendes Gefühl, dass nun für Notfälle vorgesorgt war.

 

Den Kreislauf der Kaufsucht durchbrechen

Leider hält dieses Gefühl der Beruhigung nicht an. Und schon bald spürt man den Drang immer wieder Dinge zu kaufen, die das eigene Bedürfnis nach Sicherheit stillen. 

Nachdem ich diesen Kreislauf für mich erkannt hatte, war ich entschlossen, die unsinnigen Lebensmittel-Einkäufe stoppen. Anfangs war es schwierig, aber mit der Zeit entwickelte ich Gedanken, die mich vom Kaufen abhielten: „das hast du schon Zuhause“, „das schmeckt eigentlich gar nicht“, „dafür ist kein Platz im Schrank“ usw..

Mir fiel es mit den richtigen Argumenten im Kopf einigermaßen leicht, meine Kaufneigung zu drosseln – ich hatte ja mein Verhalten früh erkannt.

Bei den meisten von uns wird es ähnlich sein. Haben wir unser Einkaufs-Verhalten erst einmal bewusst wahrgenommen, können wir es auch ändern. Meine Kollegin Katrin Misere hat hierzu einen sehr hilfreichen Blogartikel geschrieben, welche 4 unterschiedlichen Glaubenssätze zu unsinnigen Einkäufen führen und wie man lernen kann, diese zu vermeiden.

 

Der Unterschied zur echten Kaufsucht 

Eine richtige Kaufsucht heißt aber nicht ohne Grund Kauf SUCHT.

Das Kaufen an sich macht die Betroffenen zunächst glücklich, Sieglinde Zimmer-Fiene – eine ehemalige Kaufsüchtige – beschreibt es so: „Zum kurzen Hochgefühl komme es dann beim Bezahlen. Das Blut rauscht wie wild durch den Körper.“

Dazu kommt, dass die Einkäufe Sicherheit, Anerkennung, und Geborgenheit vermitteln. Diese angenehmen Gefühle müssen aber immer erneut durchlebt werden. Und allmählich wird das Glücksgefühl beim Kaufen immer kleiner und die Erkenntnis „was soll ich nur mit den ganzen Dingen“ weitet sich zur enormen Belastung aus. Erschwerend hinzu kommt, dass Betroffene ihr gesamtes Geld für diese Einkäufe ausgeben. Und schlimmer noch, sie verschulden sich sogar. Um aus dieser Suchterkrankung wieder heraus zu kommen, ist eine Therapie oder Selbsthilfegruppe der beste Weg.

Wer sich jetzt genauer informieren möchte, dem empfehle ich das Buch „Kaufsucht; Mein Leben durch die Hölle“ von Sieglinde Zimmer-Fiene.

 

Wir Ordnungscoaches können helfen, den Dingen einen Platz zu geben und wieder Übersicht zu schaffen.

Therapeuten können wir natürlich nicht ersetzen, aber wir geben in unserer Unterstützung eine Menge Impulse zum Thema Kaufen und Ordnung, die das Nachdenken und Erinnern wert sind. Begleitend können wir also Veränderung bewirken, damit Kaufsucht weniger Priorität im Leben hat. Falls dich das anspricht, ruf doch einfach mal an. Wir sind für dich da.

 



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