„Sammeln für die Seele“ … schon mal gehört?
Diese Begrifflichkeit stammt aus den unterschiedlichsten Studien zum Thema Messie-Syndrom, den Hortungsstörungen oder dem medizinischen Begriff Wertbeimessungsstörung (ICD 11).In meiner Berufspraxis sind mir hunderte Menschen begegnet, die „für ihre Seele sammeln“, in erster Linie Frauen. Es steckt eine ausgeprägte Leidenschaft für Dinge aller Art dahinter – man nennt es „lauter Krempel“ im Volksmund – aber hinter jedem „Ding“ steckt eine Idee, eine Vision.
Der Hunger nach Schönheit
Der größte Motivator ist der innere Hunger nach Schönheit, nach einer guten Zeit, nach Freude – für sich selbst und selbstverständlich auch für die Liebsten.
Da werden Dinge mitgebracht mit der Idee „eine Freude zu machen“, es „ihnen schön zu machen“ bzw. „es uns schön zu machen“. Natürlich, das ist doch wahre Liebe … oder etwa nicht?
Wie leicht wird dieser gut gemeinte Wille, was schön ist und was nicht, den Anderen ungefragt übergestülpt.
Bis eines Tages …
Es funktioniert eine ganze Weile, denn die Liebsten wollen ja diesen Liebesbeweis nicht von sich weisen. Bis der Tag gekommen ist, wo der Eigennutz stärker wird als die Dankbarkeit für „es ist doch für dich“ oder „es ist doch für uns“. Das Dilemma beginnt.
In den meisten Fällen, die ich kenne, ist dieser Hunger nach Schönheit und Freude so stark angewachsen, dass sich das Wohnen immer mehr mit Dingen gefüllt hat. Es sind Sachen und Gegenstände, die von der sammelnden Person bewusst in den privaten Bereich geholt werden – so ausgeprägt, dass sämtliche Platzreserven erschöpft sind.
Anschliessend wird der Lebensraum zugestellt; damit wird die Bewegungsfreiheit von Allen eingeschränkt und damit die Möglichkeit für den Einzelnen, „frei“ zu sein. Wenn alles viel zu viel ist, verwandeln sich die schönsten Dinge in Krempel und Chaos entsteht.
„Ich verlasse dich, denn ich komme mit dem ganzen Krempel nicht mehr zurecht.“
Das sind die bitteren Worte, die all das Bemühen, es „schön für uns“ zu machen, zunichte machen. Die vorhergehenden Anzeichen wollte man nicht wahrhaben. „Ach ja, ich räume dies und das mal auf“ genügt nicht, wenn der Lebensraum des Anderen mit eigenem Krempel eingeschränkt ist.
Ich kenne Haushalte, in denen bereits der Flur hinter der Haustürz vollgestellt ist, dann die Treppe und der kleine Flur oben. Das Wohnzimmer, das Nebenzimmer, die Küche … es gibt keinen Platz für irgendwas. Keinen Platz, mal etwas aus den Händen zu bekommen. Und keinen Platz zum Leben.
Horrorzimmer Schlafraum
Am schlimmsten ist es, wenn auch der Schlafraum übervoll mit Dingen und Kleidung ist: Überall liegt etwas, überall hängt etwas, an die Schränke kommt man nicht mehr heran. In der Regel sind es hier ihre Sachen. (Sorry, Ladies … leider wahr.) Häufig sind nicht einmal die Betten richtig frei.
Ich bin tief betroffen, wenn ich erkenne, dass der Lebenspartner über Dinge steigen muss, um in sein Bett zu kommen. Ich nehme die verzweifelten Versuche wahr, sich ein wenig Platz zu erobern – wenigstens zum Schlafen … und dann nur mit dem Gesicht zum Fenster, denn draussen ist Freiraum.
Und dann kommt der Tag, an dem der Lebenspartner raus möchte aus all dem. An dem er sich selbst einmal wieder spüren und seine eigenen Wünsche leben möchte. Bis dahin dauert es lange. Aber durchaus ist es dann bereits endgültig. Wie traurig.
Kann man solch eine „verkrempelte“ Beziehung noch retten?
Ich denke, ja. Aber es gehören in jedem Fall Zwei dazu.
Die eine Seite, die bereit ist, Verantwortung für all die Dinge zu übernehmen und sich gegen sie zu entscheiden. Loslassen, weil die Beziehung viel wichtiger ist als all das Zeug.
Und es braucht die andere Seite, die bereit ist, diesen Weg zu unterstützen und noch einmal viel Kraft hineinzugeben.
Es ist definitiv kein leichter Weg, denn es geht um Umdenken und einen Neuanfang. Aber gerade das ist es, was erneut zusammenschweißen kann und das Fundament der Zweisamkeit bildet.
Manchmal ist für solch ein Projekt ein Anschub von Aussen hilfreich. Na, Sie wissen es ja: Mein OrdnungsService-Team ist für Sie da, wenn Sie jemanden an Ihrer Seite brauchen.
Carola Böhmig