Schaffe dir Sicherheit mit dem Notfallordner
Bei der Erstellung eines Notfall-Ordner bzw. Nachlass-Ordners ist es wie mit den Vorsätzen zum neuen Jahr. Du nimmst es dir vor, schreibst es vielleicht in deine Ziele-Liste, machst dir im Kopf auch schon die ersten Gedanken dazu. Doch eh du dich versiehst, steckst du wieder im Alltagstrott.
Sich mit einem Notfall- & Nachlass-Ordner zu beschäftigen, ist für viele Menschen keine angenehme Aufgabe. Wer denkt schon gerne darüber nach, einen Notfall zu haben oder krank zu werden oder gar zu sterben? Die Gedanken daran werden erfolgreich verdrängt, sobald sich vermeintlich Wichtigeres dazwischenschiebt. „Es wird so schnell schon nichts passieren“ ist eine beliebte (gedankliche) Ausrede.
Geht es dir auch so? Dann starte doch am besten mit Überlegungen, warum dieser Ordner auch für dich wichtig sein könnte. Ich bin Kerstin Müller-Weigelt – die Bürofeuerwehr und möchte dir hier einige Anregungen geben.
Warum brauche ich einen Nachlass- bzw. Notfall-Ordner?
Beim Nachlass – der Name sagt es schon, handelt es sich um deine Hinterlassenschaft nach dem Tode. Dazu gehören z.B. dein Vermögen und deine Verbindlichkeiten, Immobilien, Versicherungen, Verträge. Nicht zu vergessen der digitale Nachlass, der oft unterschätzt wird.
Ein plötzlicher, unerwarteter Tod bedeutet für die Angehörigen meist eine doppelte Belastung. Einerseits werden sie mit heftigem Schmerz und Trauer gelähmt, andererseits müssen sie binnen weniger Stunden und Tage neben der Beerdigung viele Dinge organisieren, Unterlagen zusammentragen, Lebens- und Unfallversicherungen benachrichtigen. Dazu noch: Müssen evt. Angehörige finanziell versorgt werden, gibt es sofort zu beachtende Verfügungen…?
Was du zur Absicherung tun kannst
Gut sortierte Unterlagen, Vollmachten, Verfügungen und Regelungen erleichtern deinen Angehörigen die notwendigen Erledigungen. Andernfalls kann ein Marathonlauf, wenn nicht sogar eine persönliche Tragödie auf deine Angehörigen zukommen.
Wann ist es ein Notfall?
Ein Notfall tritt ein, wenn du selbst nicht mehr in der Lage bist, zu handeln. Wenn du zum Beispiel einen Unfall erleidest, schwer erkrankst und für eine gewisse Zeit ins Krankenhaus musst und schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden müssen. Hier brauchst du vertraute Menschen an deiner Seite, die für dich handeln und entscheiden.
Stell dir vor …
- deine engsten Angehörigen erhalten im Krankenhaus keinerlei Auskünfte, weil sie nicht wissen, wo sich deine Patientenverfügung befindet,
- du bist für eine gewisse Zeit nicht fähig, deine alltäglichen Angelegenheiten zu regeln. Es flattern Rechnungen ins Haus, die aufgrund fehlender Kontovollmacht nicht bezahlt werden und zu Vertragskündigungen führen,
- deine Familienangehörigen kommen nicht schnell genug an die nötigen Vollmachten, um dich zu vertreten oder zu betreuen,
- du bist selbständig und laufende Kundenaufträge werden nicht mehr erfüllt.
Ein Notfall ist meistens in sich bereits tragisch. Dazu können fehlende oder nicht auffindbare Dokumente und Regelungen schwerwiegende Folgeprobleme für dich und deine Angehörigen nach sich ziehen.
Auch wenn du selbst bereits gut strukturiert bist und weißt, wo sich welche Informationen befinden – im Notfall hilft das niemandem weiter. Denn dann muss es schnell gehen. Mit einem gut sortierten Notfallordner hilfst du vor allem deinen Vertrauten, sich schnell um dich zu kümmern, die notwendigen Entscheidungen zu treffen und die von dir gewünschten Regelungen zu vollziehen.
Was gehört in einen persönlichen Nachlass- bzw. Notfall-Ordner?
Die wichtigsten organisatorischen Teile deines Lebens wie
- Urkunden, Zeugnisse, Ausweise, familiäre und persönliche Dokumente
- Übersicht über Vermögen, Verbindlichkeiten, Immobilienbesitz, Schließfächer, Konten
- Verträge, Abonnements, Versicherungspolicen
- Kontaktlisten: im Notfall zu informierende Personen, Ärzte, Familienanwalt, Steuerberater
- Verfügungen und Vollmachten: Testament, Patientenverfügung, Bankvollmacht, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Generalvollmacht
- Rentenunterlagen: Bescheide, Policen, Nachweise über Tätigkeiten
- Medizinische Informationen: Krankenversicherungen, Medikamentenliste, Krankheitsgeschichte, Allergien
- Digitale Informationen: Auflistung + Zugänge von Konten, Registrierungen, Apps… sowie Hinweise, wie weiter damit verfahren werden soll
- Deine Wünsche: Wie möchtest du im Falle einer schweren Erkrankung weiterleben, was ist für dich und deine Angehörigen wichtig?
Bist du Inhaber einer Firma und beschäftigst Mitarbeiter? Dann empfehle ich dir, einen getrennten Unternehmens-Notfallordner anzulegen, der insbesondere für die Weiterführung des laufenden Betriebs erforderliche Maßnahmen regelt.
Wo und wie sollte der Nachlass- bzw. Notfall-Ordner aufbewahrt werden?
Inzwischen gibt es Dienstleister, die die digitale Aufbewahrung deines Notfallordners für dich übernehmen. Das hat gewisse Vorteile: Schneller Zugriff auf die erforderlichen Unterlagen für dich und die im Notfall autorisierten Personen, Unterstützung im Not- bzw. Todesfall, gesicherte Aufbewahrung deiner Daten.
Viele Menschen ziehen jedoch die physische Aufbewahrung zu Hause der digitalen vor. Das ist verständlich, weil sich in solch einem Ordner alle wichtigen Informationen und Daten deines Lebens befinden.
Bestimmte Dokumente wie Testament, Lebensversicherungspolicen, Vollmachten und Verfügungen müssen ohnehin in Papierform aufbewahrt werden.
Allerdings kann es auch zu anderen Notsituationen wie Brand, Sturm oder Hochwasser kommen, wo die physischen Unterlagen vernichtet werden könnten oder man keinen Zugriff mehr darauf erhält. Von daher wäre zumindest ein zusätzliches digitales Speichermedium wie ein USB-Stick oder externe Festplatte zu empfehlen. Vollmachten und Verfügungen können sicherheitshalber im Zentralen Vorsorgeregister hinterlegt werden. Auch kann es sinnvoll sein, Duplikate deiner Unterlagen bei Angehörigen, Banken oder Notaren zu hinterlegen.
Wichtig ist, dass der Notfallordner – physisch oder digital oder beides – leicht auffindbar und schnell zugänglich ist bzw. die betreffenden Personen wissen, wo und wie sie im Notfall an deine Unterlagen kommen.
Wie und wann startest du mit der Erstellung deines Notfall-Ordners?
Am besten sofort. Nimm es dir nur als unkonkreten Vorsatz für das neue Jahr oder sonstige Zukunftsaufgabe vor. Je weiter du die Aufgabe verschiebst, desto größer und komplizierter erscheint sie dir.
Erstelle dir als erstes eine Übersicht, welche Informationen und Dokumente für deinen persönlichen Notfallordner wichtig sein könnten. Lege fest, wer für dich im Notfall handeln soll. Hole dir gegebenenfalls rechtliche Unterstützung für die Erstellung von Vollmachten, Verfügungen und Testament.
Und starte jetzt.
Fühlst du dich überfordert mit dieser Aufgabe? Dann melde dich bei uns. Unsere Ordnungsexpertinnen unterstützen und begleiten dich, kompetent und einfühlsam.
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