In Allgemein

von Andrea Auer aus Österreich, Region Linz

Der Dauerstreit um die Ordnung ist in vielen Familien oder Wohngemeinschaften ein kräftezehrendes Dauerthema.

Dabei ist es ist wirklich schade um die Zeit. Und es ist ein Jammer, weil die Atmosphäre so stark darunter leidet. Dazu ist es ermüdend, weil sich der Fokus immer mehr auf die Unordnung verengt.

Wenn es einen Dauerstreit um die Ordnung in der Familie gibt, sind irgendwann alle erschöpft und genervt. Bald hat jedes Familienmitglied seine Position bezogen und verteidigt sie vehement. Eine Lösung scheint unmöglich.

Meistens gibt es ein Familienmitglied, dass sich am Thema regelrecht aufreibt. Es soll doch wenigstens ein Mindestmaß an Ordnung Zuhause herrschen. Wie Sisyphos räumt diese Person ständig auf, versucht die kleinen Chaosnester in Schach zu halten und gleichzeitig noch gegen den eigenen Frust anzukämpfen. Auch, wenn man sich noch so sehr bemüht, nicht zu meckern: irgendwann platzt der Kragen und der Dauerstreit um die Ordnung hat neues Futter.

 

Dauerstreit um die Ordnung statt Wohlfühlordnung für alle

 

Wenn Sie sich schon auf einigen Websiten von Ordnungscoaches umgesehen haben, dann sind Sie vielleicht öfter über den Begriff „Wohlfühlordnung“ gestolpert. Ja, wirklich gestolpert. Denn: was soll das denn überhaupt heißen? Wohlfühlordnung.

Einerseits klingt es ganz logisch: die Ordnung mit der Sie sich wohlfühlen. Oft haben wir aber so viele Bilder im Kopf: von Instagramm, Netflix-Serien, Möbelhäusern, YouTube-Videos. So verlieren wir den Blick für und auf uns. Und auf unsere Mitbewohner*innen. Die Frage ist dann nicht mehr: „Was ist meine Wohlfühlordnung?“. Stattdessen hecheln wir der Maxime der perfekten Ordnung hinterher.

 

Für mich ist die Ordnung dann genau richtig, wenn sie mir Zeit spart und nicht Zeit kostet. Logisch, dass ich in Punkto „perfekte Ordnung“ ganz pragmatisch Abstriche mache.

Aber natürlich gibt es auch Menschen, die es perfekt brauchen. Sie lieben einheitliche Boxen, die einheitlich beschriftet sind. Sie möchten exakt gefaltete Wäsche in ihrem Schrank liegen haben. Wer so tickt, ist auch bereit etwas mehr Zeit in die Ordnung zu investieren.

 

3 Methoden für weniger Dauerstreit um die Ordnung

 

Zurück zum Familienmitglied X – dem Konfliktpunkt Unordung. Wenn die Menschen, die sich ein Zuhause teilen, unterschiedliche Bedürfnisse haben, dann kommt es unausweichlich zu Konflikten.

Wenn dann auch noch eine Person ständig auf einsamer Mission für die Grundordnung sorgt, merken die anderen oft gar nicht, wie wichtig ihnen selbst Ordnung ist.

 

Methode A) Don Quichotte reitet nicht mehr

 

Mit anderen Worten: erst wenn Don Quichotte aussteigt, dann können alle anderen für sich selbst feststellen, ob sie es nicht eigentlich doch auch gerne ordentlich haben. Das ist Methode A) um die anderen zur Kooperation zu bewegen und dem Dauerstreit um Ordnung ein eindrucksvolles Ende zu setzen.

 

Zugegeben, dafür braucht man wirklich unfassbar gute Nerven und den festen Willen. Ich bin nicht sicher, ob ich es aushalten würde, dieses Experiment zu wagen.

„Dann macht doch Euren Dreck alleine“ ist vielleicht auch Ihnen schonmal über die Lippen gekommen. Oder, sie haben es vom Don Quichotte in Ihrer Familie zu hören bekommen.

Meist eine leere Drohung. Denn was, wenn die anderen sich wirklich nicht um den Saustall scheren?
Methode A) scheidet also bei fast allen aus Furcht vor der Apokalypse aus.

 

Methode B) Hilfe von außen

 

Ein Ordnungscoach wird gerufen, mit der Bitte, den anderen doch ins Gewissen zu reden. Das kann bedingt gelingen. Nämlich dann, wenn Parnter*in und Kinder ein Interesse an der Lösung des Konflikts haben.

Ansonsten kommen wir als Aufräumcoaches in eine sehr unangenehme Situation. Kaum ein*e Kolleg*in übernimmt diese Rolle gerne. Es sei denn, wir werden VORHER einbezogen, dann funktioniert Methode B sehr gut.

Damit komm ich zur dritten Möglichkeit:

 

Methode C) Einen Konsens zur Ordnung finden

 
Die aussichtsreiche Methode habe ich mir für den Schluss aufgehoben: der Konsens. Ein Konsens ist etwas anderes als ein Kompromiss. Beim Kompromiss gibt es kein gemeinsames Ziel. Alle verzichten einfach auf etwas und so versucht man sich in der Mitte zu treffen.

 

Beim Konsens einigt man sich zuerst auf ein gemeinsames Familien/Paarziel. Und dann wird ausgetüftelt, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Bei diesem Schritt können wir Ordnungscoaches bereits wirklich gut unterstützen. Der Blick von außen und unsere neutrale Haltung zu allen Familienmitgliedern und deren Wünschen, löst den Knoten.

 

 

Schritt 1): Hinterfragen Sie Ihre Ordnungsvorstellung.

Wieviel davon gehört wirklich zu Ihnen? Vielleicht haben Sie sehr strikte Regeln von Zuhause übernommen? Vielleicht ist Ordnung bereits zu einem Stellvertreter für einen anderen Konflikt geworden? Geht es eventuell inzwischen nur noch ums Prinzip? Darum, wer den Kampf gewinnt?

Sie müssen auf jeden Fall zuerst aus dem Kampfmodus aussteigen. Schließlich haben Sie es mit Ihrer Familie zu tun und nicht mit einem Gegner (auch wenn sich das für Sie manchmal so anfühlt). Genauso dürfen Sie davon ausgehen, dass auch Sie selbst nicht von Ihren Mitbewohner*innen als Gegner wahrgenommen werden.

Auch alle anderen hinterfragen bei diesem Schritt, worum es ihnen eigentlich geht. Ist der Trotz bereits so unüberwindlich? Käme das Zugeständnis „eigentlich fühle ich mich auch wohler, wenn es aufgeräumt ist“ einem Gesichtsverlust gleich?

 

Schritt2): Ein gemeinsames Ziel finden

Sie alle dürfen davon ausgehen, dass sie ein gemeinsames Ziel haben: ein angenehmes Familienleben. Das ist Ihre Gemeinsamkeit mit Partner*in und den Kindern. Auf dieser Gemeinsamkeit können Sie aufbauen.

Was gehört für jede*n Einzelne*n dazu?

Welche Wünsche haben Sie alle an die gemeinsame Zeit?

Was sind die nötigen Schritte?

Was sind die Mindestanforderungen?

Welche Wünsche sind Sie bereit den jeweils anderen zu erfüllen?

Welche Aufgaben werden ab jetzt zuverlässig von wem übernommen?

 

Jetzt heißt es für die einen geduldig sein und für die anderen Engagement zeigen. Besprechen Sie in der ersten Zeit regelmäßig, was noch zu tun ist.

Ziehen Sie regelmäßig (zu Beginn vielleicht einmal pro Woche) Bilanz: Was hat sich durch unsere Zusammenarbeit verbessert? Ist das so lohnend, dass wir dranbleiben? (Nun – der ordentliche Teil Ihres Haushaltes muss das nicht beantworten, aber die anderen brauchen das noch eine Weile zur Bestärkung).

 

Schritt 3): Feiern Sie jeden einzelnen konfliktfreien Tag.

Beenden Sie Tage mit Konflikt mit dem Satz „Heute ist es uns nicht so gut gelungen. Aber morgen werden wir es besser machen.“

 

Mehr Tipps zur Ordnung findest du bei Andrea:

www.andrea-auer-ordnungsberatung.at

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